Biographisches

volume viereinhalb

die zukunft hat ein loch gekriegt. bis zum 12.3.2020 haben wir noch gespielt, danach der lockdown.
jetzt ist es august, und ich habe seit 4 monaten berufsverbot. eine hofnärrin ohne hof. außerdem bin ich neuerdings mitglied einer risikogruppe.
und system-irrelevant.
eine menge unsicherheiten und ängste, für uns alle.
ich versuche, vorsichtig und gelassen zu bleiben.
jetzt wagen wir ein paar open airs. was der herbst bringen wird, ist schon wieder unwägbar.
ob wir etwas lernen aus dieser zeit? ob wir im "danach" etwas besser machen werden als im ante-corona-status?
ich hoffe.
immerhin besitze ich jetzt ein hochbeet, der keller ist ausgemistet, und ich kenne jede pflanze im garten inzwischen persönlich.
und ich habe das große glück, viel mit klugen menschen zu tun zu haben, die ruhig und besonnen bleiben.
ich wünsche uns allen das beste!!

volume 4.

2020. alle fünf jahre ein eintrag, das ist analoger luxus!
ein vielversprechendes jahr. um mich herum sind alle voller hoffnung, daß dinge sich ändern. manche nehmen sich vor, kein fleisch mehr zu essen und nur sehr wenig zu fliegen. ich bin so beeindruckt, daß gerade die jungen frauen in diesen zeiten möglichst viel ärger machen, weil sie sich um die zukunft sorgen. ich selbst bin vegetarierin seit über 20 jahren, kann man machen! fliegen find ich unangenehm. dafür dieselt mein schönes auto.
mein steinbock horoskop überschlägt sich mit guten aussichten, meine tarot jahreskarte ist die kunst. also, alles im lack.
nein, ich habe keine besonderen spirituellen interessen, aber eine freundin, die mich mit allen notwendigen infos aus dem reich der elfen und feen versorgt. was mir sehr sehr gut gefällt.
die letzten 5 jahre waren nicht leicht, nicht sorgenlos, kein tanz. ich bin vollwaise geworden, habe noch mehr freunde verloren, und der verlobte hat geschlaganfallt. die gedanken werden existenzieller, die action relativiert sich. die frage nach dem sinn des eigenen lebens und die bedeutung von freundschaft rücken in den vordergrund.
ich habe die ladies night im TV gekündigt. auch keine leichte entscheidung.
und das alles ist gut. in ein paar tagen werde ich 65, und das dumme ist, mein körper hat das mitgekriegt. aber: ich lerne neue ärzte kennen.
im ebertbad haben wir "höchste zeit" gespielt und seit kurzem eine musikalische produktion: "herzscheisse". es ist sooo schön.
ich bin weiterhin mit unglaublich tollen kolleginnen unterwegs, was ich einen echten glücksfall finde. und vor allem immer mit einem grandiosen publikum, vor dem man nur niederknieen kann.
ich steh zwischendurch sehr viel draußen rum...warum wohl!
im märz gibt es ein neues stück im bad: ich mit zwei männern. "die abrechnung", auch sehr spannend. endlich mal wieder testosteron on stage.
es geht alles weiter, sogar beim oberhausener fußball.
der fernseher ist so kurz vor rausgeworfen werden wie noch nie.
der verlobte kocht seit ner weile ayurvedisch, was richtig gut ist. für mich.
und nach wie vor bin ich gespannt, was ich machen werde.
der rest ist zukunft.

volume 3.

2015. fünf jahre sind vergangen. und zwar in einem atemzug....rennt die zeit immer schneller? bis man aus ihr rausfällt?
in den letzten jahren sind menschen gestorben, von denen ich dachte, daß sie in meinem leben noch lange lange bleiben! die einschläge kommen näher, abschiede werden häufiger. es tut weh!
ich bin seit ein paar stunden 60. von innen zählt sich das natürlich ganz anders. was tröstet, ist, daß auch die andern älter werden. und: ich trage immer noch die ersten hüften, kein silikon; und meine lider schlupfen. so weit – so gut.
in den letzten fünf jahren haben wir zwei weitere ebertbad hausproduktionen gemacht: "pommes – oder das 5. element" und "dumm gelaufen". neue darsteller kommen, alte gehen andere wege: alles wie im richtigen leben.
in hamburg haben wir "heisse zeiten" produziert – eine seit 4 jahren überaus erfolgreiche geschichte über die wechseljahre. in diesem jahr werden wir das nachfolge-stück machen: "höchste zeit". über die ehe! ich selbst bin immer noch nicht verheiratet und wüßte auch nicht, warum ich das tun sollte. andere sind längst wieder geschieden, auch die liebe scheint ein immer kürzer werdendes haltbarkeitsdatum aufzuweisen.
unsere damen-sendung ist inzwischen in der ARD gelandet, was zunächst mal eine schöne bestätigung ist. frauen zu fördern ist und bleibt eine aufgabe. und ich genieße nach wie vor die vielen künstlerinnen, mit denen wir auf tour sind. irgendwie sind wir damen kuscheliger, und das macht spaß! der oberhausener fußball?
ist auf dem weg.
mein raucher-status?
ist auch auf dem weg.
der fernseher?
steht immer noch.
vor allem wegen der wunderbaren serien. die man sich kauft!
und wir haben seit einer weile eine neue küche. jetzt kocht der verlobte nicht nur sowieso, sondern auch gern.
und ich bin gespannt, was ich machen werde, wenn mir langweilig wird.
der rest ist zukunft.

volume 2.

wir haben das jahr 2010, ich bin 55, und inzwischen beherrsche ich tatsächlich drei bis vier gerichte, die man sogar gästen vorsetzen könnte. darüberhinaus spiele ich täglich mit dem gedanken, den fernseher aus dem fenster zu werfen.
wir hatten in den letzten fünf jahren – seit der missfits-trennung – sehr viel spaß und freude: "witwendramen" am theater oberhausen, "ganz oder gar nicht" im ebertbad, gefolgt von "kalte colts und heiße herzen" . beide produktionen sind exportschlager fü die reeperbahn geworden. soloarbeiten mit verschiedensten schauspielern, kabarettisten, comedians und -rinnen.
ich mag das inszenieren. ich mag eigentlich alles, was damit zu tun hat, gute unterhaltung herzustellen.
und deshalb bin ich immer kurz davor, dann doch den fernseher.....
außerdem hab ich wieder 2 jahre getourt mit "lappen weg". auch das mochte ich. eine neue rolle, spielen im ensemble, ein wunderbares stück.
ich habe immer noch sehr viel mit damen zu tun. mit viel respekt und freude seh ich eine menge junger frauen auf die bühnen strömen – aber es ist wie es war: frauen brauchen förderung!
wir sind unterwegs mit "frau jahnke hat eingeladen – ma gucken, wer kommt"; es gibt damenbad im ebertbad, vier frauen im bonner pantheon und ladies night im WDR. natürlich nicht immer und überall newcomerinnen, sondern auch viele gestandene kolleginnen.
aber dennoch würde ich gern den fernseher.....
im winter rotwein, im sommer weiß, manchmal rose; ich trainiere immer noch schorle, ohne erfolg. ich versuche immer noch, mit dem rauchen aufzuhören, auch ohne erfolg.
der verlobte kocht inzwischen grandios und ich geh ab und zu ins fußballstadion!
wenn mir das eine oder andere vor ein paar jahren geweissagt worden wäre, hätte ich es geglaubt?
also besteht hoffnung, daß auch der fernseher eines tages....
aber natürlich nicht in dem moment, wo ich selber drin bin!
der rest ist zukunft!

volume 1.

im januar 05 bin ich 50 geworden. und ich muß sagen, das ist kein völlig unbeschwerter geburtstag im leben einer frau.
was mir dagegen sehr gut gefällt, ist, daß dies eine zeit des wechsels ist und daß alle karten nochmal neu gemischt werden. ich bin leidenschaftliche doppelkopf-spielerin und gespannt, ob ich diesmal re oder kontra sein werde, mit dame oder ohne......
20 jahre lang war ich eine missfits – oder läßt man das s am ende weg in der einzahl? was in dieser zeit passiert ist, hat mich geprägt und erwachsen werden lassen. gut so! davor habe ich einen fast üblichen bildungsweg eingeschlagen: geboren in osterfeld. ja, das ist ein stadtteil von oberhausen und außerdem ist es osterfeld. vater untertage, großvater auch, aber ich war ein mädchen. später gymnasium – erst eins und nach dem rausschmiß halt ein anderes. dann das studium.
ich hatte die absicht, kunstlehrein zu werden, war an der akademie in düsseldorf und münster und habe außerdem germanistik studiert. tagsüber aktzeichnen, abends trinken, rauchen, reden – ein wunderbares studium. schon als studentin habe ich angefangen, in verschiedenen schulen zu unterrichten und bald war zumindest klar, was ich nicht wollte: lehrerin werden!
also folgte dem ersten staatsexamen kein zweites.
frauenliteraturkurse an volkshochschulen, programm-arbeit im freien bürgerzentrum altenberg, und dann freies theater, bis ich missfits wurde.
seit einigen jahren mache ich nun schon regie mit unterschiedlichen kolleginnen und auch männern, und es ist eine sehr schöne arbeit.
ich bin sehr steinbock, ich mag dinge, die funktionieren, und ich liebe das ruhrgebiet. irgendwie.
ich bin verlobt – schon lange – und auch das mag ich sehr. und den auch!
ich bevorzuge rotwein, finde sahnesoßen auf nudeln skandalös und kann definitiv nicht kochen.
aber ich mag menschen, die es können!
der rest ist zukunft.